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Die Grube „Eisenberg“ in Hohenhain

Am südlichen Ortsrand von Hohenhain war bis zum Jahre 1907 die Blei- und Eisenerzgrube „Eisenberg“ in Betrieb. Eine erste Verleihungsurkunde zur Förderung von Eisenerz in Hohenhain wurde am 30.11.1846 „Im Namen Seiner Majestät Friedrich Wilhelm des vierten Königs von Preußen“ ausgefertigt.                 

 

Zunächst gab es nur einen Stollen, der am Hang des Ningelnberges auf einer Länge von 87 m in den Berg getrieben war und schon damals im Protokoll einer Grubenbesichtigung als alter Stollen erwähnt wurde. Hier hatten schon die „Alten“ in früherer Zeit Eisenstein abgebaut und mit Ochsenkarren zu den nächstgelegenen Eisenhütten transportiert. Der Zugang zum zugeschütteten Stolleneingang und die Abraumhalde sind noch heute gut zu erkennen. Im November 1905 wurde mit der Modernisierung und dem Ausbau des Betriebes begonnen. Nach Betriebsplänen vom 10. November 1905 und 24. August 1906 wurden folgende Arbeiten ausgeführt: Der Stollen wurde ausgebessert „und mit einem Grubenschienengleis versehen, um zur Förderung und Fahrung zu dienen“.  Von der Stollensohle aus wurde ein Überbruch (ein Schacht nach oben) bis zu Tage gehauen. Danach wurde mit dem Abteufen eines Maschinenschachtes bis auf 60 Meter unter Schachthängebank begonnen. Hier, auf der 60-Meter-Sohle, gab es Bleierzvorkommen. Ein Förderturm aus Eichenholz wurde errichtet und daneben ein Maschinenhaus für einen Röhrendampfkessel gebaut, der eine Zwillingsförderhaspel im  Förderturm antrieb.   Vom Schacht aus wurden mehrere Querschläge und Gänge in verschiedene Richtungen getrieben. Sie hatten Längen von 8 bis 26 Metern. Längere Sohlen bestanden in 20, 44 und 60 Meter Tiefe. In dem Betriebsbericht für das Jahr 1906 vermerkt der Betriebsführer und Steiger Hermann Weigel, dass die Belegschaft im Durchschnitt aus zehn Mann unter Tage und drei Mann über Tage bestand. Weiter schreibt er: „Leider kam ein Unfall vor, bei dem ein Schachthauer verletzt wurde und einen Oberschenkelbruch erlitt.“ Der verletzte Bergmann war Karl Halberstadt aus Hohenhain.   1907 wurde der Schacht auf 100 Meter abgeteuft. Im Anschluss daran sollte der Abbau der Bleierzvorkommen auf der 60-Meter-Sohle erfolgen. Man wollte die im Jahre 1907 eröffnete Eisenbahnstrecke von Freudenberg nach Rothemühle für den Abtransport der Erze nutzen und vom Schacht bis zum Bahnhof Hohenhain einen Stollen bauen. Doch dazu ist es nicht mehr gekommen. Wie aus heiterem Himmel erhielt der Betriebsführer die Anweisung, den Betrieb sofort einzustellen. Die Bergleute wussten nicht, was sie dazu sagen sollten. Zunächst die aufwändige und kostspielige Vorarbeit und nun die überraschende Stilllegung. Eine Begründung für den plötzlichen Sinneswandel  haben die Bergleute nie erfahren. Vermutlich entsprachen die Ergiebigkeit und die Qualität der Erzvorkommen nicht den Erwartungen des Grubenvorstandes. Der günstige Bahnanschluss konnte die Entscheidung nicht mehr beeinflussen. Lukrativer war für die Gewerkschaft die Förderung der Zink- und Bleierze aus der Grube „Freudenberg“, die oberhalb der jetzigen katholischen Kirche lag.   Man wartete noch einige Monate, dann wurden die Anlagen über Tage verkauft. Der aus splintfreiem Eichenholz hergestellte Schacht wurde 1908 in einer Tiefe von vier Metern zugewölbt und in den vier Metern bis zu Tage mit Spateisenstein verfüllt. Diese Schachtabdeckung muss wohl im Laufe der Zeit brüchig geworden sein, denn es bildete sich über dem Schacht eine etwa 4x6 m große trichterförmige Vertiefung von einigen Metern. Dieser Krater diente dann jahrzehntelang bis zur Einführung der Müllabfuhr als gefräßiger Müllschlucker. Immer wieder sackte das nachgefüllte Material in die fast 100 Meter tiefe Dunkelheit ab. Damit bildete der Schacht eine ständige Gefahr, insbesondere für spielende Kinder und später für die Bewohner des Grundstücks. Erst 1972 wurde auf Veranlassung des Bergamtes Siegen eine dauerhafte Sicherung in Form einer 40 cm dicken Eisenbetonplatte geschaffen. Bei den Ausschachtungsarbeiten wurden zahlreiche Stahlhelme, Gewehre und Munition aus den letzten Tagen des 2. Weltkrieges gefunden und sichergestellt. Heute erinnert an dieser Stelle nichts mehr daran, dass vor gut 100 Jahren hier ein Förderturm stand und Erz gefördert wurde. Nur der Zugang zum Stollen und die Abraumhalde weiter südlich am Fuß des Ningelnberges fallen im Gelände auf und sind stumme Zeugen des Erzbergbaus in Hohenhain. Weniger auffällig, aber auch ein Hinweis auf diese Zeit, ist eine Eisenplatte im Waldboden. Sie deckt den Zugang zu einem 800 Meter langen Wasserstollen ab. Durch diesen Stollen flossen die Grubenwässer der Zeche „Eisenberg“ auch noch lange nach deren Schließung in die Freudenberger Wasserleitung.

 

Heinz Fischbach

 

Quellenangaben:

Unterlagen des Bergamtes Siegen

Friedrich Dohmeier: Erzbergbau einst auch in Hohenhain. Siegener Zeitung. Unser Heimatland, 03.04.1970

Friedrich Dohmeier: Erzbergbau einst auch in Hohenhain. Westfalenpost, 22.11.1972